Otto von Bismarck und seine Zeit

Otto von Bismarck wird in Schönhausen (Elbe) geboren. Er ist das vierte von insgesamt sechs Kindern des Ehepaars Wilhelmine und Ferdinand von Bismarck. Drei seiner Geschwister sterben nach wenigen Lebensjahren.

In Wien wird die Kongressakte unterschrieben und auf den 8. Juni vordatiert. Mit dieser Akte wird Europa am Ende der napoleonischen Kriege politisch neu geordnet. Der französische Kaiser Napoleon I. erlebt seine letzte militärische Niederlage am 18. Juni bei der Schlacht von Waterloo.

Die Familie von Bismarck zieht von Schönhausen auf das Gut Kniephof (Konarzewo) in Pommern, das von einer Verwandten erworben wurde. Um Gut Schönhausen kümmert sich nun ein Verwalter.

Beim ersten Wartburgfest in Eisenach treffen sich Studenten, die einen deutschen Nationalstaat fordern.

Johann Wolfgang von Goethe veröffentlicht seine umfangreichste Gedichtsammlung unter dem Titel „West-östlicher Divan“.

Der Bundestag stimmt den Karlsbader Beschlüssen zu, die die Meinungsfreiheit einschränken und die Pressezensur verschärfen.

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel veröffentlicht die „Grundlinien der Philosophie des Rechts“.

Otto von Bismarck wird im Alter von sechs Jahren in dem Internat „Plamannsche Anstalt“ in Berlin eingeschult. Er beschreibt diese Schule später als „Zuchthaus“.

Der erste Brief, der von Otto von Bismarck überliefert ist, richtet sich an seine Mutter Wilhelmine Luise von Bismarck.

Heinrich Heine publiziert „Drei und dreißig Gedichte“, zu denen „Die Loreley“ gehört.

Erstmalig in Deutschland leuchten in Berlin Gaslaternen.

Otto von Bismarck wechselt in Berlin auf das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium.

In Berlin eröffnet das heutige Alte Museum. Gestiftet wurde es vom preußischen König Friedrich Wilhelm III., um die königlichen Kunstsammlungen zu zeigen. Der Entwurf stammt von Karl Friedrich Schinkel.

Otto von Bismarck wechselt in Berlin auf das Gymnasium zum Grauen Kloster.

Frédéric Chopin spielt im Nationaltheater Warschau die Uraufführung seines 1. Klavierkonzerts op. 11 in e-Moll.

Victor Hugo publiziert den Roman „Notre Dame de Paris“ (deutsch: „Der Glöckner von Notre Dame“).

Otto von Bismarck wird in der Berliner Dreifaltigkeitskirche von Friedrich Schleiermacher konfirmiert.

Otto von Bismarck besteht in Berlin das Abitur.

Auf dem Hambacher Fest bei Neustadt an der Weinstraße fordern die Teilnehmer die nationale Einheit, bürgerliche Freiheit und Volkssouveränität.

Otto von Bismarck immatrikuliert sich in der Juristischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Otto von Bismarck tritt in Göttingen in die Studentenverbindung Corps Hannovera ein.

Otto von Bismarck verlässt die Georg-August-Universität Göttingen, sein vorläufiges Zeugnis datiert auf den 11. September 1833. Am 10. Mai 1834 immatrikuliert er sich an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.

Der Deutsche Zollverein tritt in Kraft. Mitglieder sind zunächst Preußen, Hessen, Kurhessen, Bayern, Württemberg, Sachsen und die thüringischen Einzelstaaten.

Otto von Bismarck tritt nach Abschluss seines Jurastudiums als vereidigter Auskultator (unbezahlter juristischer Auszubildener) und Protokollführer beim Stadtgericht Berlin ein.

Otto von Bismarck und der spätere preußische König Wilhelm I. begegnen sich im Winter 1835/36. Wilhelm war in den Kindertagen ein Freund der Mutter Bismarcks.

Die erste Dampflokomotive in Deutschland nimmt zwischen Fürth und Nürnberg ihren Regelbetrieb auf.

Otto von Bismarck setzt seine juristische Ausbildung in Aachen als Regierungsreferendar fort.

In Paris wird der Arc de Triomphe eingeweiht. Er war von Kaiser Napoleon I. nach der Schlacht bei Austerlitz zur Verherrlichung seiner Siege 1806 in Auftrag gegeben worden.

Otto von Bismarck reist mit Isabella Loraine-Smith und ihrer Familie durch Deutschland. Die geplante Heirat kommt aus unbekannten Gründen nicht zustande.

Otto von Bismarck setzt sein Referendariat bei der Königlichen Regierung in Potsdam fort.

Otto von Bismarck tritt seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Jäger-Bataillon in Potsdam an. Im Herbst wechselt er ins Jäger-Bataillon Nr. 2 in Greifswald und nutzt die Zeit der Stationierung dort, um sich an der Königlichen Staats- und landwirtschaftlichen Akademie Eldena weiterzubilden.

Prinzessin Victoria wird zur Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland gekrönt.

Louis Daguerre stellt in der Pariser Académie des Sciences de l’Institut de France das nach ihm benannte Fotografie-Verfahren vor.

Die Brüder Bernhard und Otto von Bismarck beginnen an Ostern, die bisher vom Vater betriebenen Güter Kniephof, Külz und Jarchlin gemeinsam zu bewirtschaften. Hauptwohnsitz Otto von Bismarcks wird das von ihm in Kindertagen geliebte Gut Kniephof.

Im Ersten (September 1839 bis August 1842) und Zweiten Opiumkrieg (1856 bis 1860) zwingen Großbritannien und Frankreich das Kaiserreich China zur Öffnung seiner Märkte.

Friedrich Wilhelm, der Kronprinz, besteigt als Friedrich Wilhelm IV. den preußischen Thron.

Otto von Bismarck, der nach der Absolvierung seiner Wehrpflicht der Landwehr angehört, wird zum Sekondeleutnant der Infanterie im 1. Bataillon (Stargard) des 9. Landwehrregiments befördert.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfasst das „Lied der Deutschen“ auf Helgoland. Die Insel untersteht der Regierungsgewalt Englands.

Otto von Bismarck reist im Sommer und Herbst unter anderem nach Edinburgh, London, Paris, Bern und Luzern.

Otto von Bismarck erhält seine erste Auszeichnung: Ihm wird die Rettungsmedaille verliehen, da er während einer Landwehrübung in Lippehne (Lipiany) am 24. Juni 1842 seinen Reitknecht vor dem Ertrinken in einem See rettete. König Friedrich Wilhelm III. hatte diese Medaille 1833 für Retter gestiftet, die sich selbst in Lebensgefahr begeben hatten.

In Dresden wird die Oper „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner uraufgeführt.

Otto von Bismarck setzt in Potsdam sein Referendariat fort, bricht diesen praktischen Teil seiner juristischen Ausbildung aber am 17. Mai endgültig ab.

Vom 4. bis zum 6. Juni kommt es in Schlesien zum Weberaufstand.

Alexandre Dumas veröffentlicht von August 1844 bis Januar 1846 in der Zeitschrift Le Journal des débats in Fortsetzungen seinen Abenteuerroman „Le Comte de Monte-Cristo“ (dt.: Der Graf von Monte Christo).

Von 1845 bis 1849 verursacht die neuartige Kartoffelfäule in Irland mehrere Missernten; die große Hungersnot wird durch die Politik der englischen Regierung verschärft. Das Land verliert durch Massensterben und Auswanderung ein Drittel seiner Bevölkerung.

Otto von Bismarck tritt als Abgeordneter in den Provinziallandtag von Pommern ein, der in Stettin (Szczecin) tagt.

Nach dem Tod seines Vaters Ferdinand übernimmt Otto von Bismarck das Gut Schönhausen, Gut Kniephof verpachtete er und verkaufte es später.

In Friedrichsruh wird an der neuen Bahnstrecke Hamburg-Berlin im Stil des Spätklassizismus ein Bahnhofsgebäude gebaut.

Otto von Bismarck übernimmt sein erstes öffentliches Amt: Er wird in Jerichow, das wenige Kilometer südlich von Schönhausen ebenfalls unweit der Elbe liegt, zum Deichhauptmann ernannt. Zur selben Zeit wird er zum Stellvertreter des Abgeordneten der Ritterschaft des Kreises Jerichow im Landtag der preußischen Provinz Sachsen in Merseburg bestimmt.

Im Berliner Schloss wird der Erste Vereinigte Landtag eröffnet, an dem Otto von Bismarck teilnimmt. Er ist Stellvertreter des Abgeordneten von Brauchitsch, der vom Landtag der preußischen Provinz Sachsen gewählt wurde, aber erkrankt ist. Bismarck rückt im Mai auf dessen Platz nach und beteiligt sich mit wiederholten Redebeiträgen an der zweimonatigen Sitzungsperiode.

Otto von Bismarck und Johanna von Puttkamer werden in der Dorfkirche von Alt Kolziglow (Kołczygłowy), die in der Nähe des Gutes der Brauteltern liegt, getraut. Anschließend treten sie eine ausgedehnte Hochzeitsreise an.

In Berlin wird die Telegraphen-Bauanstalt Siemens & Halske gegründet, die mit ihrem verbesserten Zeigertelegraphen die Kommunikationstechnik revolutioniert.

In den Jahren 1848 und 1849 erfasst eine Revolutionswelle Europa; in Deutschland werden ein deutsches Nationalparlament, eine Verfassung und Pressefreiheit gefordert.

In der Frankfurter Paulskirche kommt die erste deutsche Nationalversammlung zusammen.

Die erste reguläre Ausgabe der überregionalen, konservativen Neuen Preußischen Zeitung („Kreuzzeitung“) erscheint. Otto von Bismarck zählt zu den Mitbegründern und verfasst politische Artikel.

Das erste Kind von Johanna und Otto von Bismarck, ihre Tochter Marie, wird geboren.

Herman Melville veröffentlicht seinen Roman „Moby-Dick; or, The Whale“ (dt.: Moby-Dick) in London und New York.

Otto von Bismarck wird als Abgeordneter für das Westhavelland in die Zweite Kammer des Preußischen Landtags gewählt.

Das zweite Kind von Johanna und Otto von Bismarck, ihr Sohn Herbert, wird geboren.

In Rathenow wird Otto von Bismarck zum Abgeordneten für das Volkshaus des Erfurter Unionsparlaments gewählt.

In London wird die erste Weltausstellung eröffnet. Das Hauptgebäude ist ein Kristallpalast, der mit der weltweit größten transparenten Halle aus genormten Gusseisenstützen, -trägern und Glaspaneelen das Publikum beeindruckt.

Im bisher blutigsten Bürgerkrieg der Menschheitsgeschichte (1851 – 1864) verlieren in China nach dem Aufstand der Taiping-Bewegung gegen die Qing-Dynastie mehr als 20 Millionen Menschen ihr Leben.

Otto von Bismarck betritt das diplomatische Parkett: Er wird zum Rat bei der preußischen Gesandtschaft am Deutschen Bundestag in Frankfurt am Main sowie zum Geheimen Legationsrat ernannt.

Otto von Bismarck wird zum Gesandten Preußens beim Deutschen Bundestag in Frankfurt am Main berufen.

Der Schriftsteller Iwan Turgenjew veröffentlicht „Записки охотника“ (Aufzeichnungen eines Jägers). Diese Erzählungen tragen maßgeblich zur Diskussion über die Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland (1861) bei.

Harriet Beecher Stowe publiziert ihren Roman „Uncle Tom’s Cabin“ (Onkel Toms Hütte) über das Schicksal afroamerikanischer Sklaven.

Otto von Bismarck tritt am Tegeler See zu einem Duell gegen Georg von Vincke an. Als Sekundant dient ihm sein Freund und Schwager Oskar von Arnim-Kröchlendorff. Auslöser war eine von persönlichen Beleidigungen geprägte Debatte während einer Kammersitzung im Preußischen Landtag am 22. März. Beide Duellanten verfehlen mit ihren Pistolen ihr Ziel.

Das Duell fand statt, obwohl Aufforderung zum und Teilnahme an einem Duell in Preußen verboten waren.

Wilhelm, genannt „Bill“, wird geboren. Er ist das dritte Kind von Johanna und Otto von Bismarck. Sein Pate wird Prinz Wilhelm von Preußen.

Der Krimkrieg bricht aus. Er endet 1856 mit einer Niederlage Russlands gegen das Osmanische Reich, Frankreich, Großbritannien und Sardinien. Der Frieden von Paris verändert das europäische Mächtegleichgewicht nachhaltig.

Der Verband des alten und befestigten Grundbesitzes im Landschaftsbezirk des Herzogtums Stettin schlägt Otto von Bismarck als Mitglied des Preußischen Herrenhauses vor. Das so „präsentierte“ Neumitglied der Ersten Kammer des preußischen Landtags wird einige Jahre später, am 22. März 1868, durch den preußischen König Wilhelm I. – an dessen Geburtstag – noch einmal persönlich und erblich in das Herrenhaus berufen.

Der Ingenieur Henry Bessemer revolutioniert mit der Erfindung der bald nach ihm benannten Bessemerbirne die Produktion von Stahl. Er kann nun massenhaft hergestellt werden, womit große Stahlkonstruktionen möglich werden.

In Paris wird die komische Oper „Orphée aux enfers“ (Orpheus in der Unterwelt) mit der Musik von Jacques Offenbach uraufgeführt. Es ist sein erstes abendfüllendes Werk und ein sensationeller Erfolg. Persifliert wird die griechische Sage von Orpheus und Eurydike und gleichzeitig die Doppelmoral der besseren Gesellschaft im französischen Kaiserreich parodiert. Kaiser Napoleon III. durfte sich in der Figur des liebestollen Gottes Jupiter gespiegelt sehen.

In Indien beginnt ein Aufstand gegen die englischen Besatzer. Nach seiner Niederschlagung 1859 wird das Land formell zur britischen Kronkolonie.

Prinzregent Wilhelm von Preußen ernennt Otto von Bismarck zum bevollmächtigten Minister und außerordentlichen Gesandten am russischen Hof in St. Petersburg.

Der Deutsche Nationalverein wird gegründet. Seine Mitglieder engagieren sich für einen „kleindeutschen“ Nationalstaat.

Deutschlandweit finden „Schillerfeiern“ statt, mit denen nicht nur an den 100. Geburtstag des freiheitsliebenden Dichters erinnert wird, sondern auch an die Märzrevolution 1848.

Der englische Naturwissenschaftler Charles Darwin veröffentlicht „On the Origin of Species“ („Über die Entstehung der Arten“).

Das Königreich Italien wird gegründet.

Der amerikanische Bürgerkrieg beginnt; er endet am 23. Juni 1865. Die Nordstaaten besiegen den konföderierten Süden und beenden landesweit die Sklaverei.

In Königsberg findet die Krönung Wilhelms I. als König von Preußen statt. Otto von Bismarck nimmt als Zuschauer an der Zeremonie teil und wird am gleichen Tag zum Geheimen Rat mit dem Titel Exzellenz ernannt.

Johann Philipp Reis, Lehrer für Mathematik, Physik und Chemie, stellt in Frankfurt am Main einen Fernsprecher vor, den er „Telephon“ nennt. Er treibt die eigentlich notwendige technische Verbesserung des Geräts aber nicht voran. 1876, zwei Jahre nach Reis‘ Tod, meldet Alexander Graham Bell, ebenfalls ein Lehrer, das von ihm nach anderen Prinzipien entwickelte „Telephone“ zum Patent an.

Otto von Bismarck wird zum preußischen Gesandten in Paris ernannt.

In Paris wird der Grundstein für die bald nach ihrem Architekten Charles Garnier genannte Opéra Garnier gelegt; Auftraggeber ist Kaiser Napoleon III.

Der designierte Ministerpräsident Otto von Bismarck warnt in einer Rede vor der Budgetkommission des Preußischen Abgeordnetenhauses vor einem Ausbau der parlamentarischen Rechte: „[…] nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen – sondern durch Eisen und Blut“. Zugleich zeigt er den liberalen Abgeordneten als Symbol seiner Kooperationsbereitschaft einen Ölzweig.

König Wilhelm I. ernennt Otto von Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten sowie zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten.

Das Bild „Le Déjeuner sur l’herbe“ (Frühstück im Grünen) des französischen Malers Édouard Manet wird vom Pariser Salon zunächst als zu gewagt abgelehnt, dann aber auf Anregung Kaiser Napoléons III. in einem separaten Raum gezeigt.

Der Geschäftsmann Henry Dunant gründet in Genf mit vier Gleichgesinnten das Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, das 1876 in Internationales Komitee vom Roten Kreuz umbenannt wird. Für seine Lebensleistung erhält Dunant 1901 – zusammen mit dem Pazifisten Frédéric Passy – den ersten Friedensnobelpreis.

Der sozialkritische Roman „Great Expectations“ (Große Erwartungen) des englischen Schriftsteller Charles Dickens erscheint in deutscher Übersetzung. Erzählt wird die Geschichte des Waisenjungen Pip.

Nach Streitigkeiten über die Zugehörigkeit der Herzogtümer Schleswig und Holstein bricht der Deutsch-Dänische Krieg aus. Er endet nach dem Sieg Preußens und Österreichs mit dem Wiener Frieden vom 30. Oktober.

Otto von Bismarck nimmt in Sundewitt (Sundeved) an der Parade teil, mit der die Erstürmung der Düppeler Schanzen gefeiert wird. Dieser militärische Erfolg trägt maßgeblich zur Niederlage Dänemarks im Deutsch-Dänischen Krieg bei.

Der Chemiker Louis Pasteur präsentiert an der Pariser Universität Sorbonne ein Verfahren zur Haltbarmachung flüssiger Lebensmittel. Zwei Tage später meldet er es zum Patent an.

König Wilhelm I. von Preußen erhebt Otto von Bismarck „und seine Deszendenz“ (Nachkommenschaft) in den Grafenstand.

Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt gründen in Leipzig den Allgemeinen Deutsche Frauenverein (ADF). Zentrale Forderungen sind das Recht der Frauen auf „erhöhte Bildung“ sowie Befreiung der Berufstätigkeit von allem Hemmnissen, also ein gleichberechtigter Zugang zum Arbeitsmarkt.

Der Ingenieur Robert Whitehead, Großvater von Otto von Bismarcks 1871 geborener Schwiegertochter Marguerite, entwickelt die ersten schraubengetriebenen Torpedos.

Der Student Ferdinand Cohen-Blind verübt mit einem Revolver ein Attentat auf den preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck, um einen Krieg gegen Österreich zu verhindern. Bismarck wird nur leicht verletzt.

Die Rivalität Preußens und Österreichs um die Vorherrschaft im Deutschen Bund gipfelt im Ausbruch des Deutschen Kriegs. Dieser endet mit dem Sieg Preußens und der Unterzeichnung des Prager Friedens am 23. August.

Otto von Bismarck bringt auf dem Schlachtfeld bei Königgrätz König Wilhelm I. aus „heftigem Granatfeuer“ in Sicherheit.

Das erste dauerhafte transatlantische Telegraphenkabel wird in Betrieb genommen. Cyrus Field, Präsident der Atlantic Telegraph Company, hat es zwischen Irland und Neufundland verlegen lassen.

Otto von Bismarck wirbt im Preußischen Abgeordnetenhaus für eine Beilegung des Heeres- und Verfassungskonflikts der frühen 1860er-Jahre. Zwei Tage später wird ein „Gesetz betreffend die Ertheilung der Indemnität in Bezug auf die Führung des Staatshaushalts vom Jahre 1862 ab und die Ermächtigung zu den Staatsausgaben für das Jahr 1866" angenommen.

In Berlin wird in Anwesenheit Otto von Bismarcks die Neue Synagoge eingeweiht. Der Entwurf stammt von dem Architekten Eduard Knoblauch, die Gestaltung der Innenräume übernimmt nach dessen Tod der preußische Hofbaurat Friedrich August Stüler.

Das Preußische Abgeordnetenhaus bewilligt Otto von Bismarck als Anerkennung für den Sieg gegen Österreich eine Dotation über 400.000 Taler. Er erwirbt mit diesem Geld am 23. April 1867 Gut Varzin (Warcino) in Hinterpommern.

Auf der Museumsinsel in Berlin-Mitte wird der Grundstein für die Nationalgalerie gelegt. Der Architekturentwurf stammt von Friedrich August Stüler und wird nach seinem Tod von Johann Heinrich Strack weiter ausgearbeitet. Der Bau gilt aufgrund einer modernen Eisenkonstruktionen und gemauerter Decken als sicher vor Feuer.

Das von Frankreich abhängige zweite mexikanische Kaiserreich endet mit der Erschießung von Kaiser Maximilian, einem Bruder Kaiser Franz Josephs von Österreich. Der rechtmäßige Präsident Benito Juárez García wird wieder in sein Amt eingesetzt.

Die Verfassung des Norddeutschen Bundes tritt in Kraft. Der Bund vereint alle deutschen Staaten nördlich der Mainlinie unter preußischer Führung.

Otto von Bismarck wird Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes.

Karl Marx veröffentlicht in einem Hamburger Verlag den ersten Band seines Werkes „Das Kapital“. „Jedes Urteil wissenschaftlicher Kritik ist mir willkommen“, schreibt er am Ende des Vorworts. „Gegenüber den Vorurteilen der sog. öffentlichen Meinung, der ich nie Konzessionen gemacht habe, gilt mir nach wie vor der Wahlspruch des großen Florentiners [Machiavelli]: Segui il tuo corso, e lascia dir le genti! (Gehe deinen Weg, und laß die Leute reden!)“.

Der Chemiker Alfred Nobel meldet in Schweden und später auch in anderen Ländern Dynamit zum Patent an. Er hat es auf einem Kahn auf der Elbe bei Geesthacht aus flüssigem Nitroglycerin entwickelt. Dynamit ist elastisch und unempfindlicher gegenüber Erschütterungen als Nitroglycerin und damit besser zu transportieren.

Otto von Bismarck wird zum Ehrenbürger der Stadt Barby ernannt; es ist die erste Ehrenbürgerschaft, die ihm verliehen wird.

Otto von Bismarck wird zum erblichen Mitglied des Preußischen Herrenhauses ernannt.

Der bayerische König Ludwig II. lässt den Grundstein für Schloss Neuschwanstein legen. Architektur und Ausstattung basieren auf malerischen Ansichten und dekorativen Details, die der renommierte Theatermaler Christian Jank entworfen hat. Der König wird das Bauprojekt im weiteren Verlauf auch mit Mitteln finanzieren, die er nach seiner Zustimmung zur Reichsgründung von Otto von Bismarck erhält.

Nach zehnjähriger Bauzeit wird der Suezkanal eröffnet. Zu den Gästen der Feier zählen die französische Kaiserin Eugénie, Kaiser Franz Joseph von Österreich und der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm. Die geplante Uraufführung der Oper „Aida“ fällt aus, weil der Komponist Guiseppe Verdi das Werk erst mit zwei Jahre später fertigstellt.

Der französische Geschäftsträger Le Sourd überbringt die Kriegserklärung seines Landes. Der Deutsch-Französische Krieg beginnt.

Am Morgen nach der siegreichen Schlacht von Sedan verwehrt Otto von Bismarck Kaiser Napoleon III. bei Donchéry die erbetene wohlwollende Kapitulation. Der Kaiser muss abdanken und wird auf Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel unter Arrest gestellt.

Der preußische König Wilhelm I. wird im Spiegelsaal von Schloss Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen.

In Berlin tritt zum ersten Mal der Deutsche Reichstag zusammen. Die Abgeordneten sind am 3. März geheim und frei gewählt worden; stimmberechtigt sind im Deutschen Reich alle Männer über 25 Jahre; für die preußischen Landtagswahlen gilt weiterhin das Dreiklassenwahlrecht.

Am 21. März erhebt Kaiser Wilhelm I. Otto von Bismarck in den Fürstenstand und ernennt ihn zum Reichskanzler.

Kaiser Wilhelm I. unterzeichnet das „Gesetz betreffend die Verfassung des Deutschen Reichs“; diese wurde maßgeblich von Otto von Bismarck mitformuliert.

Kaiser Wilhelm I. schenkt Otto von Bismarck die Fideikommiss-Herrschaft Schwarzenbek im Herzogtum Lauenburg und damit große Teile des Sachsenwaldes. Das „Domanium“ war dazu durch einen „Rezeß“ vom 21. Juni 1871 zwischen dem Kaiser als Herzog von Lauenburg und dem Land Lauenburg geteilt worden.

„Keine Sorge, nach Canossa gehen wir nicht“ – In seiner „Canossa“-Rede vor dem Reichstag weigert sich Otto von Bismarck, gegenüber dem Papst in der Kirchenfrage nachzugeben. Er erinnert damit an den Bitt- und Bußgang des römisch-deutschen Königs Heinrich IV. zu Papst Gregor VII. im Jahre 1077.

Der Kampf gegen die „Reichsfeinde“

Otto von Bismarck bittet darum, als preußischer Ministerpräsident entlassen zu werden. Seine Nachfolge tritt am 1. Januar 1873 Albrecht von Roon an.

Jules Verne veröffentlicht seinen Roman „Le Tour du monde en quatre-vingts jours“ (In 80 Tagen um die Welt).

Der britische Missionar und Afrika-Forscher David Livingstone stirbt im heutigen Sambia an einer schweren Durchfallerkrankung.

Albrecht von Roon tritt als preußischer Ministerpräsident zurück, Otto von Bismarck kehrt in das Amt zurück.

Der Böttchergeselle Eduard Kullmann verübt in dem Kurort Kissingen ein Attentat auf Otto von Bismarck.

Morddrohungen und Attentate

Zur Sicherung des metrischen Systems unterzeichnen 17 Staaten die Internationale Meterkonvention, unter ihnen Argentinien, Dänemark, das Deutsche Reich, Frankreich, Österreich-Ungarn, Russland und die USA.

Der Komponist Richard Wagner eröffnet für wiederkehrende Aufführungen seiner Opern in Bayreuth ein Festspielhaus. Entworfen wurde es von dem Architekten Otto Brückwald, wichtigster Geldgeber ist der bayerische König Ludwig II.

Emilie Lehmus eröffnet in Berlin eine Praxis. Sie ist die erste niedergelassene Ärztin in Deutschland und war zuvor die erste deutsche Medizinstudentin in Zürich.

Im Moskauer Bolschoi-Theater wird das Ballett „Schwanensee“ mit der Musik von Pjotr Tschaikowski uraufgeführt. Die erste Choreografie stammt von Wenzel Julius Reisinger. Berühmter wird die Neuinszenierung mit der Choreografie von Marius Petipa und Lew Iwanow, die am 17. Februar/15. Januar 1895 am Mariinski-Theater in Sankt Petersburg zu sehen ist.

Im „Kissinger Diktat“, das Otto von Bismarck seinem Sohn Herbert diktiert, legt er Grundzüge der von ihm angestrebten Außenpolitik dar.

Otto von Bismarck eröffnet den Berliner Kongress, auf dem führende Politiker der europäischen Großmächte und des Osmanischen Reiches über die politische Ordnung auf dem Balkan verhandeln. Der Berliner Vertrag wird am 13. Juli unterzeichnet, mit ihm wird unter anderem die Unabhängigkeit von Rumänien, Serbien und Montenegro anerkannt.

Außen- und Bündnispolitik

Otto von Bismarck hält im Reichstag eine Rede zum Gesetzentwurf bezüglich der „gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“. Das sogenannte Sozialistengesetz wird am 19. Oktober mit den Stimmen der konservativen und nationalliberalen Abgeordneten angenommen.

Kampf gegen die „Reichsfeinde“

Der US-amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison entwickelt die Glühbirne, 1880 meldet er das Patent an.

Der Salpeterkrieg bricht aus, in dem Chile fünf Jahre lang gegen Bolivien und Peru um rohstoffreiche Territorien im Norden Chiles kämpft.

Das erste Enkelkind von Otto und Johanna von Bismarck wird geboren, der Sohn von Marie und Kuno zu Rantzau. Sein Name ist Otto.

Ehe und Familie

Otto von Bismarck wird zum preußischen Handelsminister ernannt.

632 Jahre nach dem Baubeginn wird der Kölner Dom fertiggestellt und mit seinen 157 Meter als höchstes Gebäude der Welt eingeweiht.

In den Sudan-Provinzen bricht der Mahdi-Aufstand gegen die ägyptische Herrschaft aus. Angeführt wird er von Muhammad Ahmad, der sich zum Mahdi (arab. mahdī, „der [durch Gott] Rechtgeleitete“) erklärt. Der Aufstand wird 1899 mithilfe britischer Soldaten niedergeschlagen. Der Sudan wird am 1. Januar 1956 zur unabhängigen Republik.

Otto von Bismarck verliest bei der Eröffnung des fünften Deutschen Reichstags die „Kaiserliche Sozialbotschaft“ von Wilhelm I. Präsentiert wird das Vorhaben, ein Sozialgesetzgebungswerk zu schaffen, mit dem vor allem die Industriearbeiter gegen Unfall, Krankheit und im Alter abgesichert werden.

Bismarcks Sozialgesetzgebung

Der Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch berichtet auf einer Sitzung der Berliner Physiologischen Gesellschaft über seine Entdeckung des Tuberkuloseerregers.

In der Schweiz wird der Gotthard-Tunnel eröffnet, es ist der längste Tunnel der Welt. Geplant wurde diese 15 Kilometer lange Eisenbahnverbindung von dem Ingenieur Louis Favre.

Mit dem Sieg in der Schlacht von Tel-el-Kebir gelingt Großbritannien die Niederschlagung einer ägyptischen Unabhängigkeitsbewegung. Ägypten wird besetzt und erst 1922 wieder unabhängig.

Auf Betreiben von Reichskanzler Otto von Bismarck beschließt der Reichstag das Krankenversicherungsgesetz, den ersten Baustein der Sozialgesetzgebung in Deutschland. Die Krankenkassen werden dezentral organisiert, ihre Verwaltung und die Versicherungsleistungen werden zu einem Drittel von den Arbeitgebern und zu zwei Dritteln von den Arbeitnehmern finanziert.

Bismarcks Sozialgesetzgebung

Mit einem Telegramm an den deutschen Konsul Wilhelm Lippert teilt Otto von Bismarck der Regierung in Kapstadt mit, dass das Deutsche Reich die Niederlassungen des Kaufmanns Adolf Lüderitz in Südwestafrika (heute: Namibia) unter seinen Schutz gestellt habe. Das Telegramm steht am Beginn der offiziellen Kolonialpolitik des Deutschen Reichs.

Global- und Kolonialpolitik

In Berlin wird der Grundstein für das neue Reichstagsgebäude gelegt. Otto von Bismarck kommt die ehrenvolle Aufgabe zu, die Urkunde hinzuzufügen. Begleitet wird er von seiner Frau Johanna, anwesend ist außerdem unter anderem Kaiser Wilhelm I. mit seiner Familie.

Otto von Bismarck eröffnet im Reichskanzlerpalais die Berliner Afrika-Konferenz. Gesandte aus 14 europäischen Staaten (einschließlich des Osmanischen Reiches) und den USA sprechen – in Abwesenheit afrikanischer Vertreter – ihre Einflusssphären auf dem afrikanischen Kontinent ab. Die Konferenz endet am 26. Februar 1885 mit der Unterzeichnung der Kongoakte.

Global- und Kolonialpolitik

Der US-Amerikaner Hiram Maxim entwickelt das erste selbstladende Maschinengewehr. In der Folge setzt Großbritannien es in den Kolonialkriegen ein.

Otto von Bismarcks 70. Geburtstag wird deutschlandweit gefeiert; er erhält 3738 Glückwunschschreiben („weitere 1500 Zuschriften eigneten sich nicht zur Beantwortung“), 2644 Telegramme, 175 Glückwunschadressen von Korporationen und Vereinen sowie 560 Geschenke. Kaiser Wilhelm I. und seine Familie schenken eine Fassung des Gemäldes „Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)“, die der Maler Anton von Werner eigens anfertigte.

Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)

Die Freiheitsstatue in der New Yorker Hafeneinfahrt wird eingeweiht. Entworfen wurde dieses Geschenk Frankreichs von Frédéric-Auguste Bartholdi.

Carl Benz lässt seinen Motorwagen Nummer 1 patentieren; es ist das erste praxistaugliche Automobil der Welt.

Der niederländische Maler Vincent van Gogh malt das Gemälde „Zwölf Sonnenblumen in einer Vase“.

Kaiser Wilhelm I. stirbt im Alter von 91 Jahren. Die Szene zeigt ihn in seinem Arbeitszimmer mit Otto von Bismarck im letzten Jahr ihres Zusammenwirkens. Trotz eines fast 30 Jahre währenden Vertrauensverhältnisses war der Monarch nicht immer mit dem Kurs seines leitenden Ministers einverstanden. Es sei „nicht leicht, unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein“, soll er bisweilen geseufzt haben.

Als letztes Land der westlichen Hemisphäre schafft Brasilien die Sklaverei ab.

Wenige Wochen nach Wilhelm I. stirbt auch sein Sohn Kaiser Friedrich III. Noch am gleichen Tag führt Otto von Bismarck im Neuen Palais in Potsdam (damaliger Name: Schloss Friedrichskron) eine Unterredung mit dem Thronfolger Kaiser Wilhelm II. Politische Meinungsverschiedenheiten wie auch der unbedingte Wille zur Alleinregierung veranlassen den Monarchen, seinen Reichskanzler nach zwei Jahren zum Rücktritt zu bewegen. Kurz nach dem Rücktritt Otto von Bismarcks sendet der Kaiser ihm dieses großformatige Gemälde seiner selbst nach Friedrichsruh.

In Paris wird der Eiffelturm eingeweiht, den Gustave Eiffel als Stahlkonstruktion entworfen hat.

Otto von Bismarck hält im Reichstag seine letzte Rede, sie gilt dem Gesetzentwurf zur Invaliditäts- und Alterssicherung der Arbeiter.

Die Sozialdemokratin Clara Zetkin ist auf dem Internationalen Arbeiterkongress in Paris (14. bis 21. Juli) Mitbegründerin der Zweiten Internationale, einem Zusammenschluss von Arbeiterorganisationen.

Otto von Bismarck wird von der Leitung des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe entbunden.

In Schottland wird über dem Firth of Forth die Forth Bridge eingeweiht; geplant wurde sie von John Fowler und Benjamin Baker. Sie ist damals die Brücke mit der weltweit größten Spannweite.

Nach wiederholter Aufforderung durch Kaiser Wilhelm II. bittet Otto von Bismarck um seine Entlassung aus allen Ämtern. Wilhelm II. genehmigt das Gesuch am 20. März und verleiht ihm anschließend den Titel des Herzogs von Lauenburg.

Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) benennt sich auf ihrem ersten Parteitag nach Aufhebung der Sozialistengesetze in Halle in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) um. Sie ist zuvor bei den Reichstagswahlen am 20. Februar 1890 mit rund 1,4 Millionen Stimmen (20 Prozent) zur wählerstärksten Partei geworden.

Der norwegische Schriftsteller Knut Hamsun veröffentlicht seinen Debütroman „Hunger“, der auf eigenen Erfahrungen basiert. Hamsun beeinflusst durch seine Weiterentwicklung der Erzähltechnik des Bewusstseinsstroms andere Romanciers.

Bei den Reichstagswahlen gewinnt Otto von Bismarck einen Sitz für den Wahlkreis Neuhaus (Oste), Hadeln, Lehe, Kehdingen, Jork (im heutigen Niedersachsen am Südufer der Elbe gelegen); er übt sein Mandat nicht aus.

Otto von Bismarck reist zur Hochzeit seines Sohnes Herbert von Bismarck mit Marguerite von Hoyos über Berlin nach Wien. Bei seinem Zwischenaufenthalt in Dresden wird er bejubelt, es erwarten ihn 40.000 Menschen, 14 Fackelträger und ein 1600 Personen starker Chor.

In Hamburg bricht die letzte große Cholera-Epidemie in Deutschland aus; es sterben mehr als 8000 Menschen.

Das „Gesetz betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung“ tritt in Kraft; die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) gilt im gesamten Deutschen Reich.

Mit seinem Bild „Der Schrei“ verarbeitet der norwegische Maler Edvard Munch eine Angstattacke, die er auf einem Spaziergang erlitten hat. Durch die expressionistische Verzerrung zeigt er ein groteskes Entsetzen, das als Angst des Menschen interpretiert wird, der an der Schwelle zur Moderne steht. Munch erstellt insgesamt vier Fassungen von dem Gemälde sowie eine Lithografie.

In der Carnegie Hall in New York findet die Weltpremiere der 9. Sinfonie e-Moll op. 95 („Aus der neuen Welt“) des tschechischen Komponisten Antonin Dvořák statt. Er hatte sie während seines dreijährigen Amerika-Aufenthalts geschrieben und sich dabei auch von der Musik der indigenen Amerikaner inspirieren lassen.

Kaiser Wilhelm II. lädt Otto von Bismarck zu einem „Versöhnungstreffen“ ein, das für großes öffentliches Aufsehen sorgt. Der Gegenbesuch des Kaisers in Friedrichsruh findet am 19. Februar statt.

Konrad Adenauer legt das Abitur ab und nimmt im folgenden Monat das Studium der Rechts- und Staatswissenschaft auf. Am 15. September 1949 wird er erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

Unter dem Vorsitz der Leipziger Schulvorsteherin Auguste Schmidt gründen in Berlin Vertreterinnen von 34 Frauenvereinen den Bund deutscher Frauenvereine (BDF). Vorbild ist der Nationale Frauenrat der USA, der seit 1891 besteht.

Paul Cézanne revolutioniert die Malerei in Europa mit Gemälden, auf denen er ein Motiv aus zwei verschiedenen Blickwinkeln darstellt. 1894 beginnt er das Bild „Les Grandes Baigneuses“ (Die großen Badenden)

In New York wird das Manhattan Life Insurance Building fertiggestellt; es ist mit 106 Metern zu diesem Zeitpunkt der höchste Wolkenkratzer der Welt.

Otto von Bismarcks Ehefrau Johanna stirbt im Alter von 69 Jahren in Varzin (Warcino).

Auguste und Louis Lumière führen bei einer nichtöffentlichen Veranstaltung in der Société d’encouragement pour l’industrie nationale den Kinematographen vor. Der Apparat ist Filmkamera und -projektor zugleich. Die Brüder Lumière zeigen den Film „La Sortie de l’Usine Lumière à Lyon“ (Arbeiter verlassen die Lumière-Werke in Lyon).

Der 80. Geburtstag des ersten Reichskanzlers wird von seinen Anhängern in ganz Deutschland kultisch gefeiert; an seinem Wohnsitz in Friedrichsruh treffen etwa 450.000 Glückwunschschreiben ein.

Der Kaiser-Wilhelm-Kanal (seit 1948: Nord-Ostsee-Kanal) wird eröffnet.

In Athen werden die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit eröffnet. Frauen dürfen an den Wettbewerben noch nicht teilnehmen. Erst bei den Olympischen Spielen in Paris 1900 werden Athletinnen in den Sportarten Golf und Tennis zugelassen.

Der chinesische General Li Hongzhang besucht Otto von Bismarck zum Gedankenaustausch in Friedrichsruh.

Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) wird vom Reichstag verabschiedet und tritt am 1. Januar 1900 in Kraft. Es regelt im Deutschen Kaiserreich das allgemeine Privatrecht.

Der Flugpionier Otto Lilienthal stirbt in Berlin einen Tag nach einem Absturz mit seinem Flugapparat am Gollenberg (Havelland).

Thomas Mann nimmt die Arbeit an „Buddenbrooks: Verfall einer Familie“ auf; der Roman erscheint 1901. Der Schriftsteller erhält 1929 für dieses Werk den Nobelpreis für Literatur.

König Chulalongkorn, Rama V. von Siam, besucht in Begleitung von drei Prinzen Otto von Bismarck in Friedrichsruh.

Der erste Sohn von Marguerite und Herbert von Bismarck, Otto, wird geboren. Der Großvater ist sein Pate.

Deutsche Truppen besetzen das chinesische Tsingtau (Qingdao), das ab 1898 Hauptstadt der deutschen Kolonie Kiautschou wird.

Otto von Bismarck stirbt im Alter von 83 Jahren in Friedrichsruh.

Nach dem radioaktiven Element „Polonium“ entdecken Marie und Pierre Curie das noch stärker strahlende „Radium“. Für ihre Arbeiten über die Strahlungsphänomene erhalten sie 1903 zusammen mit Henri-Antoine Becquerel den Nobelpreis für Physik. Marie Curie erhält außerdem 1911 den Nobelpreis für Chemie.

Otto und Johanna von Bismarck finden in Friedrichsruh ihre letzte Ruhe im neuen Mausoleum der Familie.