Ein damals junges Medium entwickelte sich rasch zum beliebten Träger des Bismarckkults: die Postkarte. Seit Mitte der 1890er-Jahre erlaubten neue Druckverfahren ihre grafische Gestaltung und bald waren zahlreiche Bismarck-Motive im Umlauf, auf denen der erste Reichskanzler gefeiert oder sein Tod betrauert wurde.
Eine ausführliche Betrachtung dieses Phänomens ist unter „Gruß und Kuss mit Otto“ nachzulesen.
Die Karte vereinfachte die Gratulation zum 80. Geburtstag Otto von Bismarcks: Der Absender hatte nur noch seine Angaben – Name, Stand (!) und Ort – einzutragen und zu frankieren.
Diese Postkarte wurde am 5. August 1898 verschickt. Ihr Motiv war so aktuell, dass es nicht eigens erwähnt werden musste: Otto von Bismarck war am 30. Juli 1898 in Friedrichsruh verstorben.
Diese Postkarte mit den Lebensdaten Otto von Bismarcks zeigt ihn nicht als Staatsmann oder gar in der überhöhten Figur des Reichsgründers, sondern unaufgeregt in privater Aufmachung.
Der Reichsgründer ist tot, lang lebe (All-)Deutschland – nach diesem Motto ist diese Postkarte gestaltet, die 1898 nach dem Tod des ersten Reichskanzlers verkauft wurde. Augenscheinlich soll er hier posthum für die nationalistischen Ziele des Alldeutschen Verbandes in den Dienst genommen werden.
Einige Postkartenmotive griffen historische Ereignisse aus dem Leben Otto von Bismarcks auf, hier ist die Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Schloss Versailles zu sehen – spiegelverkehrt zum Gemälde Anton von Werners, das als Vorlage diente.
Selbst der Krieg wurde zum Postkartenmotiv. Dieser Gruß, der an die Schlacht bei Mars-la-Tour im Deutsch-Französischen Krieg erinnert, wurde im September 1903 verschickt.
Auf dieser Postkarte, die um 1900 gedruckt wurde, trauert Deutschland in der Figur der Germania über den verstorbenen Fürsten. Wiederholt wurde auf Motiven dieser Art an die Inschrift auf Bismarcks Sarkophag erinnert: „Ein treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelm’s I.“
Auf dieser Postkarte, die um 1900 erschien, ist Bismarck mit Feder und fürstlichem Familienwappen porträtiert. Er selbst hatte das Familienwappen mit Kleeblatt und Eichenblättern um den Spruch „In Trinitate robur“ (In der Dreieinigkeit liegt die Kraft) ergänzt.
Die Kultfigur wird zur Mythosgestalt: „Zur Erinnerung an den grossen Kanzler des deutschen Reiches“, um 1900 veröffentlicht, zeigt Bismarck staatstragend, im Hintergrund ist zugleich sein Alterssitz in Friedrichsruh abgebildet.
Frohsinn statt Trübsal: Die Karte ist auf den 1. Juli 1900 datiert. An diesem Tag wurde in Nordhausen ein Bismarck-Denkmal enthüllt – das weitaus stattlicher war, als es der geschäftstüchtige Postkarten-Hersteller auf dieser vorab gedruckten Ansicht zeigte.
