Weisung, Friedrichsruh, 12. Oktober 1884


    Bei Mittheilung der Anlage nebst Marginalien nach Paris bittet S. D., H. v. Rotenhan anzuweisen, sich H. Ferry gegenüber folgendermaßen zu äußern:

    [„]Wenn es sich bestätige, wie es jetzt schon ziemlich gewiß zu sein scheine, daß England überhaupt nicht an der Conferenz theilnehmen oder doch dieselbe jedenfalls verschleppen und stören wollte, so dürfte dieser Umstand die übrigen Regierungen, welche zu einer Verständigung bereit wären, nicht abhalten, eine solche zu suchen. Trotz der gegebenen Versicherung, daß England nicht die Absicht habe, unnecessary difficulties [unnötige Schwierigkeiten] und Meinungsverschiedenheiten zu antizipiren, schließt S. D. gerade aus dieser einem etwaigen Vorwurfe begegnenden Redensart, daß diese Absicht besteht. Es werde sich, wenn die Voraussetzung S. D. sich verwirkliche, empfehlen, daß man England, ohne ihm eine Empfindlichkeit zu zeigen, zu denjenigen Staaten zähle, welchen wir den Beitritt vorschlagen würden, nachdem eine Einigung unter den übrigen meistinteressirten Staaten stattgefunden hätte, daß man es also wie Östreich, Italien und Rußland behandle.“

    „Es wäre anzunehmen, daß alsdann England, nachdem es sich schon in der egyptischen Frage isolirt habe, kaum geneigt sein werde, sich einer Isolirung auch in der westafrikanischen auszusetzen, sobald es sähe, daß alle übrigen direkt und indirekt betheiligten Nationen die deutsch-französischen Propositionen entgegenkommend und zum Theil mit lebhaftem Beifalle aufnähmen. Die Gemeinschaft der übrigen seefahrenden Mächte würde ein ausreichendes Gegengewicht gegen die englische Suprematie zur See darstellen.“

    „Den zwischen uns verabredeten Plan fallen zu lassen, lediglich weil England der Einladung nicht folgen wolle, würde für das Ansehn der einladenden Mächte und für das Vertrauen, dessen sie sich in dieser Angelegenheit bei den übrigen Eingeladenen erfreuen, von großem Nachtheil sein.“

    Herr von Plessen soll sich einstweilen, bei Inaussichtstellung schriftlicher Antwort mündlich dahin äußern, daß wir „im Prinzip“ so viele freundschaftliche Zusicherungen von England hätten, die mit dem thatsächlichen Verhalten nicht übereinstimmten, daß S. D. sich über dieses neue Analogon nicht wunderte. England hätte offenbar den Eindruck vorhergesehn, den seine Antwort auf die Einladung machen würde, und deshalb den Vorwurf der unnecessary difficulties antizipirt.
    Im gleichen Sinne bittet S. D., sich Sir E. Malet gegenüber zu äußern.

    Die englische Note vom 8. soll ebenso wie die übrigen für unser Blaubuch vorgemerkt und England gesagt werden, wir nähmen an, daß dort gegen die Veröffentlichung der Noten, als amtliches [!] Schriftstücke, Bedenken nicht obwalteten.